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Das Zusammenspiel der Elemente des Flamenco

Im Ursprung war der Flamenco ein gemeinsames Gefühl, welches sich im spontanen, improvisierten Zusammenspiel von Gesang und Rhythmische Begleitung äußerte. Doch schon in den Cafés cantantes wurden festgelegte Choreographien getanzt, gespielt und gesungen. Heute wird Musik und Tanz oft ganz genau aufeinander zugeschnitten und auf dem Niveau heutiger Bühnenshows wird nur noch teilweise improvisiert. Dennoch ist es möglich den Flamenco jedes Mal neu entstehen zu lassen. Freie Improvisation erfordert jedoch eine absolute Kenntnis von dem Rhythmus des jeweiligen Stiles, gute Kommunikation zwischen dem Sänger, dem Tänzer und dem Gitarristen und das Verständnis deren „Zeichen“. Zwei dieser Zeichen sind:

Die „Llamada“

Die „Llamada“ ist ein kurzes, sehr betontes Zapateado meistens über nur einen oder zwei Takte. Wenn der Sänger seinen Eingesang oder seine Strophe beendet hat, kann der Tänzer eine Llamada setzen und dadurch des Zeichen geben, z.B. dass er bereit ist ein zweiter Strophe zu interpretieren oder einen Soloteil tanzen möchte bei welchem er ganz im Mittelpunkt steht. Nach einem solchen Soloteil setzt der Tänzer zum Abschluss eine zweite Llamada um den Weg, für einen neuen Abschnitt des Zusammenspiels, frei zu machen.

Die „Remate“

Die „Remate“ hat zwei Funktionen:

  • sie ist entweder ein musikalischer Abschluss, welcher von den Gitarristen gesetzt wird um einen Abschnitt (Strophe, Falseta, Silencio, Zapadeado) zu schließen
  • oder eine musikalische Pause mitten in einer Strophe in dem der Tänzer ein kurzes Zapateado tanzt.

Aufbau eines typischen Zusammenspiels vom Cante, Toque und Baile in der Alegría

  • Die Einleitung der Gitarre kann rhythmisch frei oder schon im Takt sein.
  • Die Einleitung des Sängers besteht aus dem Einsingen der Stimme ohne Worte. Auch sie kann noch rhythmisch frei sein. Bei der Alegría singt sich der Sänger oft im Rhythmus mit den Silben „tiriti tran tran“ ein. Der Tänzer kann seinen Tanz schon während dieser Einleitung leise beginnen.
  • Die Einleitung des Tänzers ist oft ein Llamada oder ein Remate. Mit diesem kurzen Zapateado stellt sich der Tänzer vor und fordert den Sänger dazu auf seine Strophe zu beginnen.
  • Die 1. Strophe beginnt. Der Tänzer gestaltet diese ohne Zapateado um den Gesang, welcher immer noch eine sehr wichtige Rolle spielt, nicht zu übertönen.
  • Der Abschluss des Gesanges wird durch eine Llamada des Tänzers deutlich gemacht. Es folgt ein kurzer Tanzteil mit Zapateado und Temposteigerung, welcher durch eine weitere Llamada abgeschlossen wird.
  • Das Silencio ist eine besondere Falseta der Gitarre in der Alegría. Sie hat einen sehr melancholischen Charakter und wird in Moll gespielt. Das Silencio wird ohne Gesang vom Tanz begleitet. Diese Begleitung wird immer ohne Zapateado nur mit dem Körper und den Armen getanzt.
  • Die Castellana ist ein kurzer, refrainartiger Gesang. Sie wird am Ende der Silencio durch eine Llamada eingeleitet.
  • Die Escobilla ist der eigentliche Fußteil der Alegría und das Solo des Bailaór. Er gibt auch das Tempo und die Dynamik vor. Die Escobilla wird meistens nur von der Gitarre und Palmas, manchmal aber auch von Perkussion begleitet.
  • Gegen Ende der Escobilla steigert der Bailaór das Tempo und leitet das „Cambio“, zu der abschließenden schnelleren Buleria por Alegria ein, durch eine Verschiebung des Rhythmischen Akzents. Eine Llamada lädt den Sänger wieder zum Singen ein. Abschließen kann der Tänzer die Bulería entweder mit einer Llamada auf der Bühne, oder durch einen Abgang von der Bühne beenden. Bei einem Abgang von der Bühne wird er vom Sänger mit den Salida tiriti tran tran tran begleitet.

Innerhalb dieses Gerüstes gibt es aber viel Freiraum für Variationen und Änderungen der Reihenfolge oder das Zufügen bzw. Auslassen von Bausteinen wie weiteren Strophen und Falsetas.